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Tagesfahrt nach Helmstedt

24.04.24 Vierzig gut gelaunte Wolfenbütteler Landfrauen starteten am 24. April, dem launischen Wetter zum Trotz, zu einer Tagesfahrt nach Helmstedt, um die Paramentenwerkstatt in der Klosterkirche St.Marienberg zu besichtigen.

Dort angekommen darf der Busfahrer der Firma Rühe zunächst seine Fahrkünste unter Beweis stellen, indem er an einer der vielen Baustellen auf kleinstem Platz seinen mächtigen Bus wendet. Großer Applaus.

Die Sonne hat die Zeit gut genutzt und empfängt die Gruppe strahlend vor dem Kloster, wo zwei "Konventualinnen", wie die hier arbeitenden Damen sich nennen, durch die Geschichte des Hauses und der Paramentenwerkstatt führen.

Drei Dinge lernen wir:

Textilherstellung im kirchlichen Kontext nennt man Paramente, gewebte, gestickte oder geklöppelte Kunstwerke als Altarbehang, Messgewänder oder Wandteppiche.

Die Klosterkirche ist eine so genannte Pfeilerbasilika und Basilika dürfen sich nur Kirchen nennen, deren Decke im Mittelschiff höher ist als die der Seitenschiffe.

Und nicht zuletzt: die Leiterin der Institution (Domina) ist immer eine Tochter aus dem Hause von Veltheim.

Und was hier in der Werkstatt nicht alles geleistet wurde: die Restaurierung des sogenannten "Türkenzeltes", ein riesiges Zelt aus Seide und vergoldetem Leder, ein Beutestück von 1729 aus den "Türkenkriegen", welches heute in Dresden verwahrt wird.

Die Aufarbeitung mittelalterlicher Paramentenfunde vom Dachboden des Klosters wurde geleistet und nicht zuletzt die Wiederherstellung barocker Vorhänge aus einem Hof in Beierstedt, einer Familie, die durch Rübenanbau zu Geld kam und dies auch in der Ausstattung ihres Hauses zum Ausdruck gebracht hat.

Leider war die Paramentenwerkstatt unprofitabel geworden und musste aufgegeben werden, sodass sie heute eher Museum als Werkstatt ist.

Das Wetter bleibt den Landfrauen verbunden und nach einer Stärkung im Ratskeller, folgt die Stadtführung durch Helmstedt über den Marktplatz vorbei an den schönen Fachwerkhäusern. Als schönstes Bauwerk der Stadt gilt das Juleum, eine der ersten Universitäten Norddeutschlands. Jetzt befindet sich in dem Gebäude ein Museum, eine Bibliothek und Räumlichkeiten für Empfänge, Lesungen und Konzerte. Weiter ging es zum ehemaligen Kloster St. Ludgeri, gegründet um das Jahr 800 vom heiligen Ludger, der noch heute im Helmstedter Wappen zu sehen ist. Geblieben von dem Kloster ist die Doppelkapelle, die katholische Kirche St. Ludgeri, das Türkentor und das Taubenhaus. In den Räumen des ehemaligen Klosters ist seit 1986 eine Begegnungsstätte für Seminare und Feiern. Der landwirtschaftliche Betrieb hat seine Hofstelle an anderer Stelle in Helmstedt. In der Fußgängerzone, der Neumärker Straße, steht noch der Hausmannsturm, das älteste erhaltene Stadttor im Braunschweiger Land aus dem 15. Jahrhundert. Dort wachte der Turmwächter und warnte bei Feuer oder drohenden Gefahren mit seinem Horn die Einwohner. Noch heute bläst jeden Samstag um 12 Uhr ein Helmstedter Hausmann vom Hausmannsturm. Der Tag klingt im nahe gelegenen Café Förster, auch schon hundert Jahre alt, mit leicht schmerzenden Füßen und vielen vielen neuen Erkenntnissen aus, während auf der Rückfahrt die Scheibenwischer mit dem jetzt erst einsetzenden Regen kämpfen...