Victoria-Luise – Prinzessin von Preußen
Herr Henning Kupferschmidt aus Hildesheim war Vortragsredner bei der Land-Frauen-Veranstaltung am 16.02.2017.
Er berichtete über eine Dame aus dem deutschen Hochadel, die auch nach der Abschaffung der Monarchie bis zu ihrem Tod viele Menschen in und um Braunschweig bewegt hat. Die Rede ist von Victoria Luise, Prinzessin von Preußen – Herzogin zu Lüneburg und Braunschweig.
Nach 6 Söhnen bekamen Kaiser Wilhelm II. und seine Frau Auguste Victoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg endlich eine Tochter. Victoria Luise wurde am 13.09.1892 in Potsdam geboren. Sie hatte eine behütete Kindheit. Kaiser Wilhelm und seine Frau präsentierten sich als Vorbild für die deutsche Familie und zeigten dies auch oft sehr öffentlichkeitswirksam.
Victoria wäre lieber als Junge aufgewachsen; oft beneidete sie ihre Brüder um deren Freiheiten und Möglichkeiten. Sie liebte Pferde und war –wie ihre Mutter- eine hervorragende Reiterin und sie spielte gern Tennis. Mit 17 Jahren wurde sie konfirmiert und bekam von ihrem Vater den Titel einer Regimentschefin des 2. Leibhusarenregiments und mit ihm eine Husarenuniform, die sie gern und oft getragen hat. Sie wurde in die Gesellschaft eingeführt und lernte durch einen tragischen Unfall ihren späteren Ehemann Ernst-August von Hannover kennen. Der Bruder des Prinzen, Georg-Wilhelm von Hannover, hatte einen tödlichen Verkehrsunfall auf preußischem Gebiet. Kaiser Wilhelm II informierte die Welfen über den Unfall und ergriff die ersten Trauermaßnahmen. Zur Danksagung sandte das Welfenhaus den nun zum Erbprinzen aufgestiegenen Ernst-August von Hannover. Dies war keine Selbstverständlichkeit, war doch das Welfenhaus und Preußen seit 50 Jahren verfeindet.
Ernst-August und Victoria Luise verband die gemeinsame Liebe zu Pferden und so näherten sich die beiden schnell an. Max von Baden war Vermittler zwischen den Welfen und den Hohenzollern und so wurde am 11.02.1913 die Verlobung des jungen Paares in Karlsruhe bekannt gegeben. Bereits am 24.05.1913 wurde mit großem Aufwand und weit über 1000 Gästen die Hochzeit in Berlin gefeiert.
Victoria Luise bekam zur Hochzeit ein auf dem damaligen Kunstmarkt angebotenes Diadem geschenkt, welches ursprünglich Joséphine gehörte, der Frau Napoleon Bonapartes.
Dieses Diadem hat sie gern und oft getragen. Später trug es Caroline von Monaco, die ja bekanntlich mit heutigen Welfenprinz Ernst-August verheiratet ist.
Durch die Kriegswirren des 1. Weltkrieges wechselte der Aufenthaltsort des jungen Paares häufig und nach dem Krieg 1918 endete die weltliche Herrschaft. Die Familie musste Deutschland verlassen und lebte viele Jahre in Gmunden am Traunsee in Österreich. Diese Zeit bezeichnete Victoria Luise später als die glücklichsten Jahre ihres Lebens. Aus der Ehe gingen 5 Kinder hervor. Ihre einzige Tochter Friederike heiratete 1938 Paul I. von Griechenland. Friederike ist die Mutter der heutigen spanischen Königin Sofia. 1933 verließ die Familie Österreich und nahm ihren Wohnsitz in Blankenburg, welches ebenfalls im Welfenbesitz war. Nach Kriegsende übersiedelten sie auf die Marienburg bei Hildesheim.
In den Nachkriegsjahren entwickelte Victoria Luise ein reges soziales Engagement. Am 03.02.1953 stirbt ihr Gatte Ernst-August. Sein Wunsch war es, nicht im Mausoleum der Familie beigesetzt zu werden, sondern im Berggarten von Hannover-Herrenhausen. Dort vor dem Mausoleum sind heute noch die Gräber von ihm und seiner Frau zu sehen.
Victoria Luise wohnte zuletzt in Braunschweig-Riddagshausen. Sie veröffentlichte sieben Erinnerungs-bücher, die großes Interesse bei den Menschen hervorriefen.
Am 11. Dezember 1980 stirbt Victoria Luise im Alter von 88 Jahren an einer Lungententzündung, die sie sich einige Monate zuvor beim Baden im Traunsee in Österrreich zugezogen hatte.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde sie neben ihrem Mann im Berggarten von Hannover-Herrenhausen beigesetzt.
Mit umfangreichem und hervorragendem Bildmaterial unterstrich Herr Kupferschmidt seinen ausführlichen und sehr interessanten Vortrag, dem die LandFrauen gern gelauscht haben.